In dieser Blog-Serie leuchte ich Worte aus, die unseren Zeitgeist beschäftigen und vielerorts präsent sind, oft inflationär verwendet werden, jedoch nicht allen bekannt sind und längst nicht von allen verstanden werden. Viele dieser Begriffe sind saurer Wein in goldenen Schläuchen. Trotzdem stelle ich bei meiner Arbeit mit Unternehmen und Menschen immer wieder fest, dass diese Worte regelrechte Trigger-Worte sind: Sie rufen Irritation, Neugier aber auch Unsicherheit, Zweifel, Bedenken manchmal sogar Ablehnung, Aversion und Angst hervor. Mit dieser Blog-Serie möchte ich diesem Druck etwas entgegenwirken, diese Worte verständlich, kurz und knackig (Ziel: <1000 Wörter) auf den Punkt bringen und mögliche Chancen und Möglichkeiten ausleuchten, welche diese Worte und deren Technologie dahinter in sich bergen. Was sind Ihre Erfahrungen mit diesen Worten und mit diesen Themen? Schreiben Sie mir. Über Ihre Anregungen, Feedbacks, Ergänzungen freue ich mich. Und plötzlich sprechen alle von Design Thinking. Dass Design Thinking nichts mit Schön-Denken zu tun hat, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag. Wie der verwandte Begriff „agiles Arbeiten“, ist auch Design Thinking derzeit in aller Munde. Sollen wir plötzlich alle unsere künstlerische Ader entdecken und zu Designern werden? Keine Sorge!

Was ist Design Thinking?

Die Welt ist global vernetzt und Kunden verlangen ein personalisiertes Erlebnis – auf allen Geräten und möglichst in Echtzeit. Die Art, wie wir Dinge und Dienste in Anspruch nehmen ändert sich grundlegend. Das bedeutet, dass Unternehmen ihre Waren so optimiert gestalten und anbieten müssen, dass sie mit der Veränderung mithalten können. Hier kommt Design Thinking ins Spiel.

Design Thinking ist eine Methode für praktische und kreative Problemlösungen. Im Grunde hat es nur entfernt etwas mit Design zu tun. Vielmehr ist es ein Innovationsprozess im Unternehmen, bei dem die Bedürfnisse der Verbraucher im Mittelpunkt stehen. Es geht darum die Bedürfnisse von Menschen zu verstehen und auf kreative Weise die beste Lösung zu finden, um sie zu decken.

Das Besondere an diesem Prozess ist, dass Design Thinking sehr dynamisch und iterativ ist, sprich:  Im laufenden Lernprozess ist die Reihenfolge der einzelnen Schritte nicht immer gleich, sondern frei. Je nach Verlauf des Prozesses müssen einige Schritte wiederholt werden, andere können übersprungen werden.

Wie funktioniert Design Thinking

Design Thinking basiert auf der gleichen Idee wie agiles Arbeiten: Man löst ein Problem kreativ oder findet einen besseren Weg, um Aufgaben zu erledigen. Die Grundidee stammt aus den Bereichen des Ingenieurwesens, der Architektur und der Businesswelt.

Die Grundkonzepte von Design Thinking:

  • Verstehen (Understand) – Der erste Schritt ist sich bei diversen Quellen und Experten so gut wie möglich zu informieren, sozusagen selbst zum Experten zu werden. Man kann Nutzer beobachten, interviewen oder sich selbst in die Situation der Kunden versetzen. Anschliessend können die Informationen fokussiert und so ein genaues Bild von dem Kunden entworfen werden, auf den die Dienstleistung abgestimmt werden soll.
  • Erkunden (Explore) – Mit sämtlichen Erkenntnissen aus dem ersten Schritt, können nun neuartige Lösungsvorschläge erstellt werden. Es geht darum so viele Ideen wie möglich zusammenzutragen. Es geht darum, nicht erst weitläufig zu planen, sondern sofort loszulegen. Es gibt niemals nur eine Lösung, sondern diverse. Der Fokus liegt auf Optionen, Chancen und Möglichkeiten, nicht auf Problemen.
  • Modellieren (Prototype) –Die besten Ideen können mit Hilfe von einfachen Materialien wie Pappe und Kleber oder auch einem Rollenspiel (z.B. für eine Produkt- oder Dienstleistungsidee) schnell in Prototypen umgesetzt und visualisiert werden. Jeder versteht die Sprache von Bildern. Bei diesem Schritt kann die Arbeit im Team besonders angenehm und produktiv sein. Die fertigen Prototypen können vom Kunden direkt kostenfrei ausprobiert werden. Ziel ist noch nicht der Verkauf, sondern das Sammeln von Feedback.
  • Auswerten (Evaluate) – Das gesammelte Feedback kann anschliessend ausgewertet werden. Es hilft dabei, das Produkt weiter für den Kunden zu optimieren. Ziel ist, dass das Produkt in den Augen des Nutzers wie ein überraschendes Geschenk ist: Man hat es sich nicht gewünscht, aber es trifft genau den eigenen Geschmack, bietet Nutzen und einen willkommenen Mehrwert.

Durch den Kreativprozess im Team lernen

Innovative Ideen entstehen prinzipiell durch zwischenmenschlichen Austausch und Interaktion im Team. Ein alleinstehendes Gehirn könnte diese Leistung niemals erbringen. Zu Beginn weiss niemand, wo der Weg hinführen wird, aber man muss mutig den ersten Schritt wagen. Anschliessend entstehen durch gemeinschaftliche Innovation im Verlauf des kreativen Prozesses unerwartete Wendungen und Fortschritte. Diese führen am Ende dazu, dass das Team etwas entwickelt, auf das alle stolz sind. Man lernt durch den Kreativprozess und eröffnet neue Wege.

Warum brauchen wir Design Thinking?

Es geht beim Design Thinking darum, mehr Raum für Innovation innerhalb einer Firma zu schaffen. Das Problem, vor dem viele erfolgreiche Firmen nach einiger Zeit stehen, lässt sich mit mancher langjährigen Beziehung vergleichen: alles wirkt ein wenig festgefahren, die Routine langweilt. Was also tun? Es muss Abwechslung her! Dazu bedarf es Innovation – und die braucht wiederum Mut.

Hier steht man im Unternehmen schnell vor einem Dilemma: Innovative Ideen sind so neu, dass sie eine Erfolgsprognose oder Kalkulation nahezu unmöglich machen. Denn viele erfahrene Unternehmer scheuen vor dieser Unsicherheit zurück. Wenn in der Vergangenheit niemand den Mut gehabt hätte, neue Wege zu gehen, wären wir allerdings niemals dort, wo wir heute sind.

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