In dieser neuen Blog-Serie leuchte ich Worte aus, die unseren Zeitgeist beschäftigen und vielerorts präsent sind, oft inflationär verwendet werden, jedoch nicht allen bekannt sind und längst nicht von allen verstanden werden. Viele dieser Begriffe sind saurer Wein in goldenen Schläuchen. Trotzdem stelle ich bei meiner Arbeit mit Unternehmen und Menschen immer wieder fest, dass diese Worte regelrechte Trigger-Worte sind: Sie rufen Irritation, Neugier aber auch Unsicherheit, Zweifel, Bedenken manchmal sogar Ablehnung, Aversion und Angst hervor. Mit dieser Blog-Serie möchte ich diesem Druck etwas entgegenwirken, diese Worte verständlich, kurz und knackig (in weniger als 1000 Wörtern) auf den Punkt bringen und mögliche Chancen und Möglichkeiten ausleuchten, welche diese Worte und deren Technologie dahinter in sich bergen. Was sind Ihre Erfahrungen mit diesen Worten und mit diesen Themen? Schreiben Sie mir. Über Ihre Anregungen, Feedbacks, Ergänzungen freue ich mich.
Ein zentrales Thema der globalen Tech-Industrie aber auch schon in unserem Alltag ist die Künstliche Intelligenz. Für Unternehmen besitzt sie das Potenzial, zukünftig sämtliche internen und externen Bereiche grundlegend zu verändern. Die Frage, die sich viele Unternehmen stellen: Wollen wir das wirklich?
Unser Misstrauen wird zwar oft als gesunder Menschenverstand getarnt. In Wirklichkeit ist es aber auch die tiefsitzende Angst vor radikalen Neuerungen. Sci-Fi Filme wie „I, Robot“ oder „AI: Künstliche Intelligenz“ bauen auf dieser Angst auf – und verstärken sie noch zusätzlich. Doch ist sie begründet oder stellt Künstliche Intelligenz eine unglaubliche neue Vielfalt an Möglichkeiten und Chancen für Unternehmen, in unserer Gesellschaft und in unserem Leben dar?
Wir nutzen in unserem Alltag bereits viele Annehmlichkeiten, die auf KI-Technologie basieren und uns auch schon selbstverständlich erscheinen: wir hören uns einen Song auf Spotify an, weil uns der Algorithmus dieser vorschlägt. Wir sehen auf Netflix, dass die neue Serie zu 98% unserem Geschmack entspricht und auf Instagram sehen wir ein Angebot genau jener Jacke, die wir uns gestern auf Zalando nur angesehen haben. Die KI nutzt also die Daten unseres Verhaltens in der Vergangenheit um uns Vorschläge für unsere Zukunft zu machen. Chance oder Bedrohung?
In vielen Unternehmen werden schon alle verfügbaren KI-Technologien genutzt, um Prozesse zu optimieren und Fehlerquoten zu mindern. Im Bereich der „Process Robotics“ zum Beispiel, nutzen die Deutschen 18% mehr KI als alle globalen Vergleichsmärkte. Die Schweiz liegt laut Berichten noch deutlich dahinter und hat 2018 die Strategie „Digitale Schweiz“ eingeführt.
Der Begriff: Künstliche Intelligenz
Der Terminus Künstliche Intelligenz (Englisch: Artificial Intelligence, AI) existiert etwa seit 1956 und beschreibt einen Teilbereich der Informatik. Eine spektakuläre Wende in der KI-Geschichte war 1996: der Schachcomputer DeepBlue gewann als erste Maschine überhaupt gegen den amtierenden Schachweltmeister, damals Garry Kasparov. Das Hauptziel der KI ist, intelligentes Verhalten zu automatisieren und maschinelles Lernen zu ermöglichen. Doch was genau heisst „Intelligenz“? Die Wissenschaft ist sich darüber nicht einig, denn es gibt kognitive Intelligenz, soziale Intelligenz, sensomotorische Intelligenz, musikalische Intelligenz, emotionale Intelligenz usw. Der Begriff „Intelligenz“ ist also extrem breit gefächert und nicht genau definiert. Die Idee eine Maschine zu entwickeln, die eine Form von Intelligenz beweist, existierte schon 1748 und früher.
Im Grunde ist KI ein Algorithmus oder Computer-Code, der von IT-Wissenschaftlern programmiert wurde. Man unterscheidet zwischen zwei bis drei Kategorien der künstlichen Intelligenz.
- Schwache KI: Mit dem Begriff „Schwache KI“ bezeichnet man künstliche Intelligenz, die auf ein einzelnes Gebiet spezialisiert ist. 1997 wurde beispielsweise ein System entwickelt, das den amtierenden Schach-Weltmeister Schach-Matt setzte. Auch Dinge wie der Spam-Filter für unser Email-Konto oder die Assistentin Siri von Apple sind Beispiele für schwache KI.
- Starke KI: Der Begriff „Starke KI“ bezeichnet ein System, das über die gleichen intellektuellen Fähigkeiten verfügt wie der Mensch. Das bedeutet, dass sie in der Lage wäre, ihre Fähigkeiten nicht nur auf einem Gebiet anzuwenden, sondern sie auf mehrere zu übertragen. Eine solche starke KI existiert bisher nicht.
- Künstliche Superintelligenz: Die nächste Ebene über einem menschenähnlichen System (Starke KI) wäre eines, das den Menschen in jedem Bereich übertrifft. Auch diese Technologie ist bisher jedoch nur Spekulation. Experten sind sich sicher, dass es möglich ist, können aber keine zeitlichen Angaben machen.
Ein sehr hoch gestecktes Ziel: Die Imitation des menschlichen Gehirns
Unser Gehirn verfügt über rund 85 Millionen Nervenzellen (Neuronen), die für eine Übertragung elektrischer Impulse sorgen. Die Nachbarzellen sind durch zehntausende Verbindungen miteinander verknüpft und bilden ein unvorstellbar komplexes Gerüst. Es ermöglicht unsere Fähigkeiten zum Schlussfolgern, Lernen, und abstrakten Denken. Ist es wirklich möglich dieses komplexe Gebilde mithilfe von Computer-Technologie nachzuahmen? Ja, mit dem Deep Learning.
Deep Learning
Um aus einer schwachen KI eine starke zu machen, gibt es einen Ansatz, der den Lernprozess des Gehirns imitiert, das sogenannte Deep Learning. Dabei werden künstliche Neuronen-Netzwerke mit ständig neuen Informationen „gefüttert.“ Wenn die Infos (z.B. Fotos von Personen) vom Netzwerk richtig identifiziert werden, erhält es eine positive Rückmeldung. In diesem Lernprozess werden die Neuronen-Verbindungen gestärkt, die eine solche erhalten haben. Alle anderen werden schwächer. Das Netzwerk wird durch den Lernprozess mit immer mehr Verbindungen erweitert, wie beim Gehirn eines Kindes. Wenn man viele Versuche dieser Art durchführt, wird das Netzwerk sich eigenständig weiter optimieren.
Was die Zukunft bringt
Erfolgreiche Beispiele für Deep Learning gibt es schon heute: Das System „Watson“ von IBM hat sich selbstständig darin perfektioniert Krebszellen zu erkennen. Andere Beispiele für Deep Learning sind die Sprach- und Gefühlserkennung, das automatisierte Autofahren und sekundenschnelle Übersetzungen. Sie alle sind jedoch noch Formen der schwachen KI. Wird es den Forschern gelingen eine starke KI zu kreieren?
Radikale Änderung von Geschäftsmodellen
Laut Umfrage des deutschen Branchenverbands Bitkom setzen zwölf Prozent der Industrieunternehmen bereits Künstliche Intelligenz (KI) ein, jedes zweite glaubt, dass KI bestehende Geschäftsmodelle disruptiv verändern wird.
„Wir wollen mutig neue Ansätze fahren“, erklärt Ulli Waltinger, technologischer Leiter des Labors für Künstliche Intelligenz (KI) bei Siemens gegenüber dem Handelsblatt. „Für Siemens ist das Thema systemrelevant. Unsere Stärke ist dabei die Verzahnung von KI mit Simulation.“ Die Siemens-Medizintechniktochter Healthineers hat zum Beispiel den „AI-Rad Companion Chest CT“ entwickelt. Dieser soll Radiologen helfen, potenzielle Zukunftsbefunde zu entdecken. So wird z. B. eine Aufnahme des Thorax gemacht und das Programm kann einen Schatten auf der Lunge oder Auffälligkeiten bei der Aorta entdecken. General Electric hat ein Röntgengerät auf den Markt gebracht, das mithilfe der ‘Edison Intelligence Platform’ direkt beim Röntgen unter anderem Fälle von Pneumothorax identifizieren soll.
Forschung im Gesundheitswesen
Die Forschungsergebnisse zu künstlicher Intelligenz schreiten immer weiter voran. Es gibt beispielsweise schon diverse humanoide (menschenähnliche) Roboter. Die Forscher der Researchfirma Marketsand Markets etwa schätzen, dass der Markt für Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen von zwei Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr auf 36 Milliarden im Jahr 2025 zulegt – bei einer jährlichen Zuwachsrate von mehr als 50 Prozent.
Ethische und moralische Fragen
Selbstverständlich kommen zu dieser Thematik auch Fragen zu anderen, mit Intelligenz assoziierten, Bereichen auf: Was ist mit dem Gewissen? Hat ein solches System Emotionen? Gibt es etwas wie eine Seele? Der Bereich ist extrem spannend und birgt viele Chancen in etlichen Branchen, Industrien und Lebensbereichen. Gleichzeitig werden wir uns in Zukunft auch mit ethischen und moralischen Fragen dazu auseinandersetzen dürfen.
Auch interessant: Meine Blog-Serie “Buzzword Series #2: Disruption”
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