„Glück ist ein Kaminfeger namens Hans, der auf einem Glücksschweinchen reitet, in der einen Hand ein vierblättriges Kleeblatt haltend, in der anderen ein Hufeisen.“ Moment: Was sollen ein rosa Schwein und eine Nutzpflanze mit Glück zu tun haben? Dieses karikaturistische Sinnbild verdeutlicht, wie verzerrt unsere heutige Vorstellung von Glück ist. Die Länder Schweden, Norwegen, Australien und Neuseeland haben sich dieses Problems nun ganz bewusst angenommen. Um unser vernachlässigtes oder verlorenes Verständnis von Glück aufzuarbeiten, haben sie das Thema als Unterrichtsfach in den Schulen etabliert.
Was ist Glück überhaupt
Glück ist kein Kaminfeger, kein Hufeisen, kein Kleeblatt und auch kein süsses rosa Schweinchen. Vielen Menschen unserer Zeit ist das keineswegs bewusst. Darin liegt keinerlei Grund zum Schämen. In der heutigen Gesellschaft haben wir oft schlichtweg keine bessere Vorstellung von Glück. Das Verständnis, was Glück ist und was nicht, scheint über die Zeit verloren gegangen zu sein.
Ist Glück die Zeit, die ein Kind vor dem Fernseher oder mit der Playstation verbringen kann – wenn sämtliche Sinne auf ein Minimum der geistigen Kapazität gedrosselt werden? Viele Kinder mögen diesen Eindruck haben (auch meine ;-). Sie tragen keinerlei Schuld daran, denn so haben wir Eltern es ihnen schliesslich vorgelebt. Für die Erwachsenen ist das grösste Glück, wenn endlich alle Arbeit getan ist, die Kinder im Bett liegen und man vor dem Fernseher mit Netflix die Füsse hochlegen kann. Oder doch nicht…?
„Aber was ist dann Glück?“ Genau hier liegt das Problem: Wir wissen es nicht mehr! Weil wir nicht die nötige Energie und Zeit aufwenden, um es herauszufinden. Weil wir ein Leben lang gelernt haben, still zu bleiben und im Hamsterrad fleissig weiter zu strampeln. Jetzt ist Schluss damit! Entscheiden Sie sich bewusst für ihr glückliches Leben. Wie würde es für Sie aussehen?
Glück als Schulfach
Um Glück wieder als lebendige Vorstellung über die Bildschirme der menschlichen Vorstellungskraft tanzen zu lassen, haben einige Länder sich etwas einfallen lassen. In Schweden, Norwegen, Australien und Neuseeland ist das Thema Glück nun fester Bestandteil des Unterrichtsplans. Auch in Deutschland führte der Oberstudiendirektor Ernst Fritz-Schubert als Visionär an seiner Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg das „Schulfach Glück“ ein. Sein Buch dazu ist im Handel erhältlich und wurde auch in Österreich mit Begeisterung aufgenommen und in Schulen umgesetzt. Nächsten Herbst habe ich das grosse Glück und die Gelegenheit, an einer Veranstaltung die Bühne mit dem Schweizer Glücksforscher Willibald Ruch zu teilen und ich bin jetzt schon gespannt, was er zum Glück der Schweiz zu berichten weiss.
Offiziell ist es die Hauptaufgabe aller Schulen, die Schüler für ein gelingendes Leben vorzubereiten. Die Wahrheit sieht oft jedoch anders aus: Langweiliger Unterricht und stumpfes Auswendiglernen sind immer noch weit verbreitet. Das Unterrichtsfach Glück will mit dieser traurigen Tradition aufräumen. Hier erhalten die Schüler die Chance das Leben und ihre individuellen Fähigkeiten mit Freude zu erkunden. Grundlage für den Unterricht sind die Bereiche Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung.
Die Schüler sollen durch das Fach zugleich wachsen und wieder Spass an der Schule haben. Juniorprofessor Alex Bertrams führt zu diesem Thema eine Studie mit den Schülern durch. Erste Ergebnisse belegen: Das Schulfach Glück wirkt sich positiv auf das subjektive Wohlbefinden aus. Ausserdem hat sich gezeigt, dass glückliche Schüler kreativer sind, weniger streiten, leichter lernen und wissen, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Glücklich sein, anstatt zu funktionieren
Zentrale Aspekte des Schulfaches Glück sind Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung. Alle drei sind essentiell für ein glückliches Leben. Man fragt sich: Wie konnten sie so lang übersehen werden, dass sie neuen Generationen erst beigebracht werden müssen? Die nüchterne Antwort: weil das Interesse des Systems es nicht erforderte. Was zählt, ist, dass wir als „wertvoller Bestandteil der Gesellschaft“ funktionieren. Seit wann ist der Mensch eine Maschine? Richtig: Er ist es nicht und sollte sich auch niemals so führen lassen.
Da es uns seit der Industriellen Revolution eingetrichtert wurde, dass ein maschinen-ähnliches Funktionieren die ‚Normalität‘ sei. Wir haben uns von unserer wahren, kreativen und freiheitsliebenden Natur als Menschen entfremdet. Diesen ganzen Unsinn müssen wir nun erst „ent-lernen.“ Das ist mit Arbeit wie z.B. durch Persönlichkeitsentwicklung, verbunden und nimmt Zeit in Anspruch. Viele Nationen sehen leider noch nicht ein, dass zum Zwecke der Persönlichkeitsentwicklung wertvolle Arbeitszeit gekürzt werden soll. Die Zahnräder der Industrie sollen schliesslich niemals stillstehen – koste es, was es wolle. Zum Glück gibt es Vorreiter wie Neuseeland und Co., die sich gegen diese Einstellung auflehnen. Es ist kein Zufall, dass genau diese Länder unter den Top 10 der glücklichsten Länder weltweit ranken.
Was Glück NICHT ist
Einer der am weitesten verbreiteten Irrtümer in Bezug auf Glück ist der Glaube, dass dieser Zustand von äusseren Faktoren abhängig ist. Viele betrachten Glück als etwas, dass sich nach dem Muster „Wenn XY, dann bin ich glücklich,“ herbeiführen lässt. Diese Einstellung ist jedoch irreführend. Sie verleitet zu der Annahme, dass erst etwas passieren muss, bevor man glücklich sein darf und kann. Diese Auffassung macht unglücklich! Denn es gibt keine Garantie, dass irgendetwas sie langfristig von aussenglücklich machen wird. Hier ein Beispiel: Der neue Sportwagen hilft nicht, wenn Sie mit Ihrer Ehe unzufrieden sind. Ihr Glück kann einzig und allein von innen kommen, aus ihrer eigenen Haltung.
Glücklich zu sein bedarf einer bewussten und mutigen Entscheidung. Selbstverständlich gibt es viele Dinge, die uns negativ beeinflussen. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir gar nicht erst versuchen sollten, glücklich zu sein. Dieses Ziel erreichen Sie, indem Sie gewisse Dinge vermeiden und geläufige Irrglauben ablehnen.
- Vergleiche machen unglücklich. Kein Mensch ist wie der andere. Wir alle haben unsere individuellen Stärken und Schwächen. Und das ist gut so! Wenn wir alle perfekt wären, hätten wir nichts, nach dem wir streben könnten. Die Welt wäre ein langweiliger Einheitsbrei. Hören Sie auf, sich mit anderen zu vergleichen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre persönlichen Stärken. Bauen Sie diese aus, anstatt sich über Ihre Schwächen zu ärgern und Andere dafür zu beneiden, dass Sie vermeintlich ‚besser‘ sind. Das ist lediglich eine Illusion. Jeder, wirklich JEDER Einzelne von uns hat seine Fehler und Schwächen. Wenn wir unsere Schwächen kompensieren und unsere Stärken vernachlässigen, züchten wir Durchschnitt. Fokussieren Sie sich auf Ihre Stärken, um dort Exzellenz zu erreichen und holen Sie sich Unterstützung bei Ihren Schwächen.
- Glück ist nicht gleich Erfolg. Oft wird Glück mit Erfolg verwechselt. Das Streben nach Erfolg als Weg zum Glück ist in unserer Gesellschaft tief verankert. Erfolg ist jedoch in erster Linie mit dem Beruf, nicht mit persönlichem Wohlbefinden verknüpft. Erfolg ist kein Garant für persönliches Glück, sondern ein Massstab, an dem unsere Leistungen gemessen werden. Mit persönlichem Glück und Zufriedenheit hat das nichts zu tun. Viele Menschen sind vermeintlich erfolgreich und zugleich tief unglücklich.
Dankbarkeit als Weg zum Glück
Glück ist nicht das Ziel im Leben, sondern der Weg. Das Empfinden von Glück ist etwas, das wir steuern können. Es ist direkt mit Dankbarkeit verbunden. Seien Sie dankbar für alles, was Sie im Leben schon erreicht haben, was Sie gerade tun, wer Sie sind. Das Glück liegt sprichwörtlich „auf der Strasse.“ Sie müssen es nur aufheben. Sie können in wirklich JEDER Situation einen Grund finden, um dankbar und glücklich zu sein, wenn Sie es aktiv versuchen.
Schon ein freundliches Lächeln beim Bäcker oder eine hilfsbereit ausgestreckte Hand können uns glücklich machen – wir müssen es nur zulassen, indem wir aufhören „mehr“ zu erwarten. Diese Art von Mangeldenken („Nichts ist je genug“) führt unausweichlich zu Unglück. Probieren Sie es selbst aus: Anstatt sich auf das zu fokussieren, was fehlt, fokussieren Sie sich auf das, was ist.
Ihr persönliches Glück definieren
Was bedeutet Glück wirklichfür Sie? Es gibt keine allgemein gültige Formel für Glück. Glück ist ein sehr subjektives Phänomen, das individuell definiert werden muss. Glück ist der Weg zu Ihrem Ziel. Haben Sie Ihr Glück schon definiert? Wenn nicht, dann sollten Sie jetzt schnellstmöglich zum Stift greifen. Indem Sie Ihr persönliches Glück definieren, geben Sie Ihrem Leben einen tieferen Sinn. Weisen Sie Ihrem Unterbewusstsein die Richtung, in die Sie sich als Mensch entwickeln möchten. Durch die Verschriftlichung der Idee auf Papier, schaffen Sie Klarheit und schalten die wichtigsten Schalter im Kopf um. Probieren Sie es selbst aus. Schreiben Sie JETZT auf, was Glück für Sie bedeutet. Schreiben Sie es mir, ich freue mich auf Ihre Nachricht!
Quellen:
- https://www.nationalgeographic.de/reise-und-abenteuer/2017/02/ein-besuch-den-top-10-der-gluecklichsten-laender-der-welt
- https://bellevue.nzz.ch/reisen-entdecken/laender-ranking-2018-die-10-gluecklichsten-laender-der-welt-ld.1362490
- https://karrierebibel.de/glueck-gluecklich/