Dieser Artikel erschien exklusiv als Gast-Kolumne im Magazin «Direct Point» 02/2020 Oktober 2020 (www.directpoint.ch), Die Schweizerische Post. Der Autor Lorenz Wenger behält sich das Recht vor, hier die ungekürzte Version zu publizieren. 

Mehr Mut zur analogen Transformation

Veränderung, Wandel, Transformation oder Entwicklung gehört zu unserem Alltag wie das Zähneputzen. Während wir uns fürs Zähneputzen jedoch konstant gleichviel Zeit nehmen (hoffentlich!), nimmt das Tempo der Veränderungen stetig zu. Daran sind nicht ausschliesslich die globalen Ereignisse der vergangenen Monate schuld. Trotzdem gibt es eine Digitalisierung vor COVID-19 – und eine nach COVID-19, davon bin ich überzeugt.

 

«Leapfrogging» Digitalisierung

«Wer leitete die Digitalisierung Ihres Unternehmens? A) CEO B) CTO C) COVID-19?». Dieses in Social Media oft geteilte Meme bringt es auf den Punkt: Wenn es nicht mehr anders geht, dann geht es eben doch irgendwie. Denn spätestens jetzt digitalisieren sich auch die letzten Branchen. Wir Konsumenten nutzen mehr digitale Services und Angebote als jemals zuvor. Während in den ersten Corona-Wochen das WC-Papier und die Teigwaren ausverkauft waren, sind es die Webcams noch immer.

Experten sagen, der digitale Wandel sei durch den Shutdown circa drei bis vier Jahre nach vorne katapultiert worden. Im Fachjargon heisst das Phänomen «Leapfrogging». Wir stehen heute mit der Digitalisierung dort, wo wir ohne Corona erst im Jahre 2024 wären. Noch vor drei Jahren kursierte das legendäre BBC-Interview mit Politologe Robert Kelly in den Medien. Die Kinder platzten ins Live-Interview im Home Office, seine Frau bugsierte sie slapstickartig wieder hinaus. Heute gehören Kinder im Hintergrund zum virtuellen Arbeitsalltag. Noch nie habe ich so viele Wohnzimmer, Wäscheständer und Nasenhaare gesehen, wie in den unzähligen virtuellen Meetings der letzten Wochen. Geschäftliches und Privates vermischt sich immer mehr.

Nach einem langen Arbeitstag mit etlichen Calls über Zoom, Teams, Webex, Goto Meeting Jitsi & Co. weiss man, was man gemacht hat. Oder doch nicht? Man fühlt sich müde und ausgelaugt. In den Medien wurde dieser Zustand bereits als «Zoom Fatigue» bezeichnet. Es fehlen uns die informellen Gespräche mit den Arbeitskollegen, der Austausch im Lift, die Gespräche über vermeintlich Belangloses vor der Spülmaschine im Büro. Nähe, Empathie und private Kommunikation verschwinden im virtuellen Nirwana. Statt mit Menschen sprechen wir über Zoom mit einem bunten Mosaik von Pixel-Gesichtern. Die berufliche und private Überdigitalisierung, wecken das Bedürfnis nach analoger Kompensation. Die Folge: volle Parkplätze in den Bergregionen, Stau auf Wanderwegen, Dichtestress im sonst einsamen Wald.

 

Transformation mutig gestalten

Natur, Wald, Berge waren während des Shutdowns wichtige Rückzugsorte und spendeten frische Lebensenergie. Das gemeinsame Essen mit der Familie wurde trotz der Zusatzbelastung durch das Home Schooling wieder geschätzt, Solidarität in der Nachbarschaft wurde grossgeschrieben. Viele Menschen beschäftigten sich auch mit Sinnfragen. Besannen sich auf die ureigenen Werte, Bedürfnisse, Wünsche, Träume und Sehnsüchte. Abseits der Mattscheibe.

Es gibt zahlreiche Vorzüge der digitalen Transformation, die wir nicht mehr missen wollen – keine Frage. Doch wir sind gefordert, uns weiterzuentwickeln, um die Transformations-Fragen der Zukunft mutig zu beantworten. Wie nutzen wir die digitalen Tools sinn- und verantwortungsvoll? Welche Werte und Bedürfnisse sind uns wirklich wichtig? Und wie soll die Transformation für Sie persönlich aussehen? Es gilt nicht «entweder, oder…», sondern einmal mehr «sowohl, also auch…». Entscheiden Sie ehrlich und machen Sie den Werte-Check für sich. Mehr Mut zur analogen und ganz persönlichen Transformation!

Der Podcast

MUT.TALK: Der Podcast mit mutigen Menschen für mutige Menschen und solche, die es werden wollen.
  • Für Unternehmer und Selbständige

  • Für Menschen in Verantwortung

  • Für Alltagsabenteurer

  • Für Träumer und Macher

  • Für Aussteiger und Aufsteiger

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