Von Veröffentlicht am: 20. Mai 2022Kategorien: BlogSchlagwörter: , , , , , , ,

Dieser Artikel erschien exklusiv als Gast-Kolumne im Magazin «Direct Point» 02/2022 Mai 2022 (www.directpoint.ch), Die Schweizerische Post. Der Autor Lorenz Wenger behält sich das Recht vor, hier die ungekürzte Version zu publizieren.

Als Einzelunternehmer bin ich es gewohnt, auf mehreren Hochzeiten zeitgleich zu tanzen. Das möglichst in Echtzeit und breit genug, um gegenüber potenziellen und bestehenden Kunden sichtbar zu bleiben und «da draussen» wahrgenommen zu werden. Sei es im Austausch mit meinem Netzwerk auf sozialen Plattformen oder bei der Erstellung von Content zu meinen Themen.

 

Erfolg durch Sichtbarkeit?

Der interaktive Austausch, der Dialog mit Kunden, Lieferanten, Partnern, Mitbewerbern und allen anderen Multiplikatoren ist unumstritten wichtig für das wirtschaftliches Überleben von Unternehmen. Das gilt für Grosskonzerne gleichermassen wie für KMUs sowie auch für mich als Solopreneur.

«Eighty percent of success is showing up», meinte Woody Allen. Um gesehen und wahrgenommen zu werden, um Reichweite zu generieren, sollte ich also nebst dem Daily Business zeitgleich meine Website und die Fotos aktualisieren, diese korrekt indexieren, neuen Content erstellen, Blog-Texte SEO-konform umschreiben, mein aktuelles Buch promoten, Podcasts aufnehmen, jüngste Kundenstimmen publizieren, neue Artikel schreiben, Posts und Videos auf LinkedIn, Insta, TikTok, YouTube Facebook stellen und nun neu auch als Avatar im Metaverse erscheinen? Halt, Stopp!

 

Heuchlerischer Aktionismus…

Muss ich wirklich überall mit dabei sein und um jeden Preis gesehen werden? Muss ich zu allem und jedem auf dieser Welt eine dezidierte Meinung haben, auf jedem Kanal eine Haltung zeigen, eine Quote raushauen, ein Statement abgeben, einen Kalenderspruch posten und Stellung beziehen? Wieviel ist nötig, wann ist es zu viel?

Wenn Konzerne ihre Logos in Regenbogen-Farben auf sozialen Medien, auf Verpackungen, Produktbeschreibungen und Gemüseregalen im Warenhaus, in Mode-Kollektionen präsentieren oder wenn Posts mit hippen Hashtags wie #diversity #metoo, #tbt, #blm, #tgif, #ootd und #wirsind-xyz inflationär auf meinen Social Media Feeds erscheinen, kommt bei mir unweigerlich die kritische Frage auf, wie ernst solche Bekenntnisse tatsächlich gemeint sind. Handelt es sich um aufrichtiges Engagement, ehrliche Solidarität und unternehmerisches Selbstverständnis? Oder ist es hyperaktiver Aktionismus der reichweiten-getriebenen Marketeers mit dem Ziel, um jeden Preis die Aufmerksamkeit zu gewinnen?

 

… oder ernst gemeintes Engagement?

 Quoten, Reichweiten, Likes und Interaktion sichern zwar den kommunikativen Wettbewerbsvorteil, doch wie relevant ist der Content für unsere Kunden und deren Identifikation mit unserem Unternehmenszweck wirklich? Bleibt es bei Lippenbekenntnissen, Metoo-Strategien und eifrigem Clickbaiting innerhalb der grossen Herde oder entspricht das Engagement unserem tatsächlichen Zweck der Existenz mit dem Ziel, einen echten Diskurs mit unseren Stakeholdern zu führen?

Wenn 80% unseres Erfolgs tatsächlich die Sichtbarkeit ist, würde es sich nicht lohnen, unseren Fokus auch mal auf die restlichen 20% zu richten. Für mehr Relevanz!

 

Photo Credit: Ronny Barthel

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