Es braucht Mut, etwas unvollständig zu tun, weniger oft zu tun, bewusst gar nicht zu tun oder sogar loszulassen. Warum ist das so? Weil wir konditioniert sind, alles perfekt zu tun. Viel zu oft, gehen wir zu wenig oder – noch lieber – gar keine Risiken ein. Auf diese Weise müssen wir uns für unsere Entscheidungen und mögliche Fehler weder verantworten, noch rechtfertigen. Das ist bequem. Doch ist dieser einfache Weg auch der richtige? Ich meine: ganz bestimmt nicht! Rückblickend betrachtet waren meine persönlich besten Entscheidungen meist diejenigen, bei welchen ich mich am unsichersten fühlte oder sogar Angst vor meinem eigenen Entscheid hatte. Unsicherheit bringt nun mal die höchsten Renditen. Das ist bei Weitem nicht nur in der Wirtschaft so. Wenn wir es schaffen, Mut zur Lücke zu beweisen, sind die Aussichten auf einen möglichen Gewinn, auf Erfolg und Glück grösser, als wenn wir hoffend auf den perfekten Moment warten. Dieser wird nie eintreffen. «Wer nicht wagt, gewinnt nicht!» oder «Den Mutigen gehört die Welt!» sind Plattitüden, die wir alle kennen. Meiner Meinung nach lohnt es sich, hinter diese Binsen zu schauen und unser Verhalten kritisch zu hinterfragen.

Der Perfektionsfalle entfliehen

Immer wieder stelle ich fest: die meisten von uns, haben eine schreckliche Tendenz zum Perfektionismus. Eine Illusion: Perfektionismus gibt es nicht! Und falls doch: einzig und alleine in unserem Kopf, in unserer Vorstellung. Das stresst ungemein, weil wir diesem Ideal stets hinterherjagen. Wir möchten alles perfekt erledigen und noch viel schlimmer: es allen rechtmachen. Hinzu kommt die Angst vor dem Versagen, vor dem Scheitern. Diese Angst ist so gross, dass wir lieber perfekt nichts tun. „Wenn ich es nicht perfekt mache, fange ich am besten erst gar nicht damit an.“ Kommt Ihnen das auch bekannt vor? Das ist traurig, denn diese Einstellung führt unweigerlich zu Mut-Mangel. Perfektionismus ist die Wurzel allen Übels in Bezug auf Entwicklung, Wachstum und Innovation. Was ist die Folge der perfektionistischen Selbstkasteiung? Am Ende passiert rein gar nichts. Indem wir versuchen alles perfekt zu machen, überfordern wir uns komplett und setzten nichts um. Es entsteht Frustration, weil nichts zu funktionieren scheint. Was ist die Lösung für das Dilemma? Selektieren und mit dem Wesentlichen starten!

Perfektionismus impliziert, alles richtig zu tun. Doch was heisst das überhaupt und für wen genau? Wir müssen uns bewusst für die Dinge entscheiden, die uns wesentlich erscheinen: Massnahmen, die uns unseren persönlichen, individuellen Zielen und Vorhaben näherbringen. Unsere Zeit und Aufmerksamkeit sind das Kostbarste, was wir haben. Entscheiden wir also ganz gezielt, wofür wir sie verwenden!. Damit gehen wir mit dem mutigen ersten Schritt nach vorn. 80% erledigt ist besser als perfekt abgewartet! Die „richtigen“ Dinge tun, statt die Dinge „richtig“ tun.

Effizient oder effektiv?

Was ist der Unterschied zwischen Effizienz und Effektivität? Effektivität zielt – ganz im Sinne des Wortes – auf das Erreichen eines Effekts ab. Sie tun etwas, um damit ein festgelegtes Ziel zu erreichen. Sprich: Sie unternehmen nur die Schritte, die Sie voranbringen. Es geht also darum, zwischen Massnahmen entsprechend ihrer Wirkungskraft zu selektieren. Ein Beispiel: um den gewünschten Effekt zu erreichen und einen Baum zu fällen, reicht eine Nagelfeile. Auch sie ist also effektiv. Doch ist eine Kettensäge um Welten effizienter, weil zeitsparender und weniger aufwändig. Ein weiteres Beispiel: um von A nach B zu gelangen, können Sie mit dem Auto, Bus, Zug oder Flugzeug reisen. Der Effekt, also die Ankunft am Zielort ist in diesem Fall der gleiche. Oft ist uns jedoch nicht klar, welcher Baum nun genau gefällt werden soll oder wo B nun genau sein soll; das Ziel ist unklar oder wurde gar noch nicht definiert. Was ist also das konkrete Ziel, um was geht es? Es klingt banal, ist aber sehr oft nicht klar. Die Effektivität steht also immer VOR der Effizienz: was ist das Ziel, wo wollen wir hin, was wollen wir bewirken?

Erst wenn klar ist, wo B sein soll oder welcher Baum gefällt werden soll, also das Ziel definiert ist, können wir entscheiden, welches Werkzeug für unsere Aktion, welches Fortbewegungsmittel für unsere Reise das geeignetste ist. Er jetzt kommt die zweite Variable ins Spiel: Die Effizienz.

Beim effizienten Arbeiten geht es auch darum, Prozesse so zu optimieren, dass die Aufgabe möglichst schnell und ökonomisch erledigt wird. Kennen auch Sie das beklemmende Gefühl, wenn Sie bemerken, dass Sie zwei Stunden im Internet recherchiert haben, wenn ein 5-minütiger Anruf bei der richtigen Person vielleicht ausgereicht hätte? Effizienz kommt aber IMMER NACH der Frage der Effektivität. Oft drehen wir uns aber im Kreis und versuchen Prozesse zu optimieren, ohne dass die Ziele wirklich klar definiert sind oder bevor klar ist, was wir bewirken wollen.

Auf welche Dinge kann ich verzichten, um meine Ziele zu erreichen?

Die berühmte Pareto-Regel sagt, dass wir mit 20% unseres Aufwandes 80% der Ziele erreichen. Für die verbleibenden 20%, benötigen wir weitere 80% unseres Aufwandes. Immer wieder stelle ich mir die Frage, welche 20% der Aufgaben es nun genau sind, die mich richtig vorwärtsbringen, die mich meinen Zielen näherbringen, welche den grössten Hebeleffekt haben. Welche Aufgaben kann ich verschieben, terminieren, eliminieren oder delegieren, also jemandem übergeben, der sie müheloser und vielleicht sogar effizienter erledigen kann? Mut zur Lücke bedeutet, über diesen Schatten zu springen und Dinge loszulassen. Das schafft Freiheiten, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nur wer loslässt, hat die Hände frei. Haben Sie Ihre Lücken schon gefunden und erkannt? Unperfekt ist das neue Perfekt. Also: mehr Mut zur Lücke!

Auch interessant: Mein Blog-Beitrag zum Thema “Mehr Mut zur eigenen Stimme”

Photo Credit: ISABELA NAIARA MATILDE from Pexels

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