Von Veröffentlicht am: 26. Januar 2016Kategorien: BlogSchlagwörter: , , , , , ,

Die Fertigkeit, bei verbalen Attacken oder gefühlten verbalen Attacken verbal zurück zu schlagen, nennen wir Schlagfertigkeit. Bestimmt kennen Sie folgende Situation: ihr Gegenüber sagt Ihnen etwas, dass Sie innerlich verletzt oder irritiert. Sie sind überrascht, perplex und können auf Anhieb keinen Konter aus dem Hut zaubern. Anschliessend verblassen die Emotionen und eine halbe Stunde später kommts: hier ist es! Die perfekte Antwort auf den gefühlten Angriff kommt hoch und Sie fragen sich: wieso kam mir dieser Konter nicht sofort in den Sinn?

Schlagfertigkeit bedeutet, über seinen eigenen Schatten zu springen, verbal aus sich herauszukommen und eine Portion Frechheit zu äussern. Unser innerstes Bedürfnis bei unserem Gegenüber gut anzukommen, gemocht, ja sogar geliebt zu werden ist oft sehr stark verankert und steht im Widerspruch, frech zu sein. Mögliche Glaubenssätze dahinter könnten sein: „Das sagt man doch nicht“, „Das gehört sich nicht.“, „Ich muss nett sein.“, „Ich darf niemanden verletzen.“. Mit solchen Glaubenssätzen ist es selbstverständlich schwierig, die erforderliche Frechheit zur Schlagfertigkeit aufzubringen. Daher kommen uns die treffenden verbalen Konter auch erst in den Sinn, sobald die Emotionen abgeklungen sind.

In den Achzigern wurde das NLP-Format „Sleight of Mouth“ von Robert Dilts beschrieben. Der Begriff „Sleight of Mouth“ (was soviel wie Mund-Geschicklichkeit bedeutet) wurde abgeleitet von  „Sleight of Hand“, der Fingerfertigkeit beim Kartenspiel. Insgesamt beschrieb Dilts 14 verschiedene Sleight of Mouth Formate. Sie sind das Ergebnis von Modellen aufgrund verbaler Strukturen von Platon, Sokrates, Jesus, Lincoln, Gandhi sowie des legendären Hypnotherapeuten Milton Erickson und der Urvater des Neurolinguistischen Programmierens Richard Bandler. Dilts stellte fest, dass die verbalen Strukturen dieser Persönlichekiten sehr effektiv waren und eingesetzt werden können, um andere Menschen zu überzeugen sowie Glaubenssätze und Glaubenssysteme zu beeinflussen.

Ein Beispiel gefällig? Verbale Attacke: „Dass du erst jetzt kommst, zeigt, dass es dir nicht wichtig ist!“. Ein paar mögliche Antworten aus den insgesamt 14 Formaten nach Dilts:

  • Das heisst, wenn ich mal wieder etwas zu ernst und zu wichtig nehme, komme ich einfach etwas später und es löst sich…?
  • Wenn das stimmt, dann sollte ich also jetzt wieder gehen…?
  • Innerhalb welchen Zeitfensters hätte ich denn ankommen müssen, damit es mir noch wichtig wäre?
  • Du möchtest, dass ich pünktlich bin?
  • Pünktlichkeit scheint dir wichtig zu sein.
  • Du meinst, dass alle Menschen, die sich verspäten, damit zeigen, dass ihnen etwas nicht wichtig ist?
  • Als du das letzte Mal zu spät kamst: war dies dann auch nicht wichtig?
  • Ist dir mal aufgefallen, welche hohe Bedeutung die Schweizer ihrem Ego und der Zeit geben?! Wenn sie nur 5 Minuten warten müssen,machen danach anderen ein schlechtes Gewissen. Statt einfach glücklich zu sein…
  • Auf den Philippinen hätte man mich für unangenehm pünktlich gehalten.

Solange wir mit Fragen kontern, bleiben wir in der Täterrolle und verfallen nicht der Opferrolle. Die kommuniziert auch Souveränität und Selbstbewusstsein – nebst der Frechheit zwei weitere wichtige Pfeiler der Schlagfertigkeit. Versuchen Sie es aus: kontern Sie mit frechen Fragen und spielen Sie mit den Worten. Die dazugehörende Körpersprache, lassen wir mal aussen vor. Wenn diese nicht kongruent ist, leidet nämlich die Glaubwürdigkeit. Doch dazu mehr an anderer Stelle.

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